Die Leipziger Buchmesse ist jedes Jahr wie ein erweitertes Familientreffen. Überall Buchmenschen, die den gleichen liebenswerten Wahnsinn teilen, inspirierende Gespräche führen und zwischendrin auf teure Fritten schimpfen.

Seit 2012 ist die Leipziger Buchmesse ein fester Bestandteil meiner Jahresplanung. Mittlerweile hängt eine ganze Reihe liebgewordener Traditionen daran – unter anderem die, dass ich meinen Messebericht meistens ausfallen lasse, weil alle anderen den Mini-Jetlag viel schneller überwinden und dann viel schönere Worte finden als ich. Nun ja, man muss auch mal mit Traditionen brechen können.

Leipziger Buchmesse in aller Kürze: Vier bis fünf Tage konsequenter Schlafmangel. Viel Kaffee und ungesundes Essen. Leuten euphorisch um den Hals fallen und erst später grübeln, wer das eigentlich gerade war. Durch überfüllte Gänge stromern. Alkohol an Verlagsständen einfordern. Mit anderen Buchmenschen allerlei grenzgeniale Projekte austüfteln. Danach dezent heiser sein, weil man die höchst geheimen Pläne meist gegen das Stimmgewirr der achtzigtausend anderen Besucher herausschreien muss. Quer über das Messegelände laufen, um jemanden am anderen Ende abzuholen, der natürlich längst nicht mehr dort ist.

In der Phantastik-Lounge hatten wir einfach das professionellste Equipment.

Leipziger Buchmesse etwas ausführlicher: Mein Basislager in diesem Jahr war die Phantastik-Lounge, die vom Phantastik-Autoren-Netzwerk PAN e.V. organisiert wurde. Dort war ich auch beim Standdienst eingeteilt, jonglierte mit Wasserflaschen, richtete Sauereien mit der Senseo-Maschine an und lernte, auf welchen Knopf ich drücken muss, damit nichts explodiert. Aber ganz im Ernst: Abseits meiner himmelschreienden Unfähigkeit im Hinblick auf Kaffeemaschinen war die Lounge einfach grandios. Ein Rückzugsort inmitten des Messetrubels, der Ort, an dem Kaffee und WLAN fließen. Der ein oder andere wird mitbekommen haben, dass für einen solchen Ort früher WerkZeugs verantwortlich war, nach deren Ausscheiden aber PAN in die Bresche sprang. Gut besucht war die Lounge auf jeden Fall und nächstes Jahr soll es sie wieder geben – ich freu mich drauf und will dann auch unbedingt wieder Kaffee kochen. (Hoffentlich merke ich mir bis dahin den richtigen Knopf.)

Es gab ein ganz wundervolles Abendessen mit meiner lieben Autorenkollegin Maja Ilisch und unseren weltbesten Literaturagenten (dazu unter anderem: mexikanische Gerichte, die wir nach Klang des Namens bestellten und ein Kellner, der aussah wie Sigmar Gabriel und in vollendetem Loriot-Stil fragte, ob es uns schmecke). Zwei Verlegerinnen kündigten an, sich in Anwesenheit meiner Agentur um eines meiner Projekte zu prügeln (nein, das taten sie nicht beim Abendessen, aber nun lassen Sie doch mal das Kind nach vorne!). Ich habe Doktor Faust über den Schuh gestreichelt – natürlich mit links, sonst bringt das kein Glück –, ein Einhorn gewürgt, Tetris-Cosplay in der S-Bahn gemacht und mich auf meinen Wegen durch die Stadt so oft verirrt, wie es nur irgendwie möglich war (ich habe da einen Ruf zu verteidigen).

Alpaka Zwiebel durfte natürlich nicht fehlen.

Vermutlich einen eigenen Blogeintrag wert ist die Leipziger Autorenrunde, an der ich dieses Jahr zum ersten Mal teilgenommen habe. Die Kurzfassung: Es gibt Tischrunden zu insgesamt 54 Themen, von denen man sich sechs aussuchen kann. Vom Klappentextworkshop über Social Media-Tipps bis hin zu immersivem Storytelling war dort thementechnisch so ziemlich alles vertreten, was man sich vorstellen kann, und Sebastian Fitzek hielt einen so unterhaltsamen und inspirierenden Eröffnungsvortrag, dass ich schon nach den ersten zehn Minuten wusste: Allein dafür hat sich der Tag gelohnt.

Was noch? Vieles. Sehr vieles. Ich könnte jetzt noch diverse Listen anfügen, Namen aufzählen und dabei zu viele vergessen: Menschen, die ich getroffen und geknuddelt habe. Menschen, mit denen ich mich unterhalten habe. Menschen, mit denen ich einen Kaffee getrunken habe. Menschen, die ich nur aus der Ferne vorbeihuschen sah. Menschen, bei denen ich erst später festgestellt habe, wer das war. Menschen, von denen ich erst später erfuhr, dass sie auch auf der Messe gewesen sind. Und alle möglichen Schnittmengen aus diesen Kategorien. (Zum Beispiel Menschen, die ich sowohl verpasst als auch geknuddelt habe … äh … Moment.)

Es gäbe auch sonst noch allerlei zu erzählen. Der launige SWR-Artikel über »nackte Hasen« etwa wäre ein paar Worte wert, aber dazu haben beispielsweise Lena Falkenhagen oder Guddy von »Fried Phoenix« schon sehr schöne treffende Beiträge geschrieben – also schaut am besten dort vorbei, es ist ein spannendes Thema, zu dem es mittlerweile übrigens auch eine Stellungnahme der Buchmesse sowie vom Verfasser des Artikels selbst gibt.

Alles in allem: Leipzig war wieder einmal großartig, anstrengend, inspirierend und viel zu kurz. Nächstes Jahr wieder!

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