Am 21. und 22. April 2016 fand in Köln das erste Branchentreffen des Phantastik-Autoren-Netzwerks e.V. (PAN) mit Vorträgen und Diskussionsrunden statt - ich berichte zu einigen davon. Mehr Infos zu PAN gibt's hier!

Nicht nur das Warum der Nachwuchsförderung, sondern auch das Wie stand bei dieser Diskussionsrunde im Fokus der Teilnehmer. Förderung kann viele Gesichter haben, aber auch Risiken bergen. Maja Ilisch saß hierbei nicht nur als Autorin auf dem Podium, sondern auch als Initiatorin des Tintenzirkel-Autorenforums. Markus Heitz beleuchtete die Fragestellung aus der Sicht eines etablierten und in der Nachwuchsförderung engagierten Autors, Ingrid Pointecker vom Verlag ohneohren brachte ihre Perspektive als Verlegerin ein, und Oliver Graute sprach als Vertreter der Phantastischen Akademie über weitere Formen der Förderung.

Kann jeder schreiben?

Eine bewusst provozierende Einstiegsfrage sollte die Diskussionsteilnehmer direkt aus der Reserve locken. Gehe der Trend denn dahin, dass nur noch der schreibe, der Zeit habe? Maja Ilisch widersprach direkt: »Es war schon immer so, dass man fürs Schreiben Zeit braucht. Das ist aber kein Trend.« In eine ähnliche Richtung dachte auch Ingrid Pointecker: »Schreiben kann jeder, aber wer schreibt fertig?«  Das bestätigte auch Oliver Graute: »Das Durchhaltevermögen ist einer der wesentlichen Punkte daran.«

Ingrid Pointecker: »Der Porsche wird’s nicht werden«

Die Teilnehmer schilderten auch ihre eigenen Erfahrungen. »Wenn’s ums Schreiben geht, geht’s in der Schule schon los mit dem Versagen«, meinte etwa Markus Heitz und erinnerte sich an das völlige Ausbleiben von Feedback und Hilfestellung. An der Universität habe er sich dann in einen Kurs »Kreatives Schreiben« gewagt und rasch gemerkt, dass gegenüber phantastikorientierten Geschichtenerzählern eine gewisse Voreingenommenheit herrsche. Empfand er das Bedürfnis nach Hilfestellung? Ein klares Ja: »Ich hätte mich gefreut, ein bisschen früher Hilfe zu kriegen.«

Nachwuchsförderung beginne deutlich vor dem ersten Vertrag, befand auch Ingrid Pointecker. Sie bestätigte Maja Ilischs Beobachtung, wie ungeheuer schwer es sei, vom Autorenhandwerk zu leben. Gerade bei Debütanten in ihrem Verlag stelle sie immer möglichst rasch klar, dass überzogene finanzielle Erwartungen fehl am Platz seien. Ansprechpartner und Hilfestellung seien für junge Autoren überaus wichtig, sagte sie. »Die Autoren gehen nicht davon weg, dass man die Fragen nicht beantwortet.«

Phantastische Akademie: Schreibhandwerk und harte Fakten

Die Phantastische Akademie mit ihren Seminaren könnte dabei ein Beispiel sein, wie solche Hilfestellung aussehen kann. Inhaltlich springt sie da in die Bresche, wo Einrichtungen wie die Berufsinformationszentren kapitulieren, die im Prinzip keine Auskünfte zum Berufsbild des Autors geben können. Entsprechend geht es bei den Seminaren der Phantastischen Akademie nicht nur um Schreibhandwerk und Kreativthemen, sondern auch um »day to day business« wie beispielsweise Vertragsthemen.

Nachwuchsförderung durch Verlage

Auch Verlage spielen eine Rolle als Ansprechpartner für Nachwuchsautoren. Besonders kleine Verlage seien »in der Lage und auch willens, sich derer anzunehmen, die sie als besonders herausepickt haben«, meinte Oliver Graute: »So, wie viele Autoren schreiben wollen, sind viele Kleinverleger Verleger aus Leidenschaft.«

Habe man als Verlag also noch Zeit, Autoren aufzubauen? Ingrid Pointecker: »Man nimmt sie sich.« Unterschiede in der Zusammenarbeit mit erfahreneren Autoren und Debütanten nehme sie aber eher als Nuancen wahr. Bei Debütautoren seien häufig andere Frage offen, beispielsweise auch danach, wie ein Autor sich positionieren und vermarkten wolle. Bei erfahreren Autoren bleibe oft mehr Raum, gerade in der Textarbeit in die Tiefe zu gehen.

»Du bist nicht allein«: Autorenforum Tintenzirkel

Maja Ilisch stellte das Phantastik-Autorenforum Tintenzirkel vor, das die Nachwuchsförderung auf verschiedenen Gebieten betreibt: als Netzwerk und Community.

Der Tintenzirkel ist ein Forum für alle Spielarten von Fantasy, Phantastik, Horror und Science-Fiction. Konkrete Textarbeit gibt es nicht, dafür Aufklärungsarbeit und Erfahrungsberichte zu Verlagen und Agenturen, Hilfestellung vom Exposé bis zu Fallstricken im Buchvertrag, Brainstorming zu Plotfragen, Diskussionen zum Schreibhandwerk. »Uns ist wichtig, dass wir die Autoren da abholen, wo sie gerade sind«, sagt Maja Ilisch.

Die Mischung ist bunt, vom Berufsautoren bis zum reinen Hobbyschreiber. Wichtig sei bei den Mitgliedern nicht, dass sie professionell schrieben, »sondern dass sie es ernstnehmen«.
Für die Aufnahme gibt es ein Bewerbungsverfahren, Bewerber unter vierzehn Jahren brauchen eine Einverständniserklärung ihrer Eltern. Dies auch deshalb, weil es im Forum sehr viele Erwachsenenthemen gibt: »Zum Beispiel langwierige Diskussionen darüber, ob man eine Leiche besser in Salzsäure auflöst oder zerstückelt.« Diskussionsmoderator Christian Handel riss die Augen auf. »Das ist doch mal eine Form der Nachwuchsförderung, an die ich noch gar nicht gedacht hatte!«

Markus Heitz: »Lernen kannst du immer was«

Bestsellerautor Markus Heitz begleitet Seminare für Nachwuchsautoren. Nimmt er daraus auch selbst etwas mit? »Lernen kannst du immer was«, bestätigte er. »Wer was anderes behauptet, hat es nicht verstanden.« Er stoße in den Seminaren immer darauf, dass jeder Teilnehmer seine eigene Herangehensweise an bestimmte Fragen haben.

Ingrid Pointecker: »Eine Axt funktioniert nicht so«

Ingrid Pointecker verwies auf ein konkretes Feld, das für Nachwuchsautoren von Bedeutung ist: Recherchetechniken. »Fantasy funktioniert einfach nicht ohne Recherche«, sagte sie und räumt mit einem weit verbreiteten Vorurteil vor.  Auch eine komplett erfundene Welt brauche eine innere Logik; auch der Axtkampf bei Zwergen müsse gewissen Gesetzen folgen.

Während man die Recherche selbst niemandem abnehmen kann, lässt sich durchaus lernen, wie und wo man recherchiert. Auch für Oliver Graute war »ein fundiertes Wissen der Welt« wesentliches Handwerkszeug eines Autors. Natürlich könne man nicht alles wissen, aber: »Ich muss die Eier haben, jemanden zu fragen, der es wissen könnte.«

Maja Ilisch: »Es wandert dann ins Regal und sieht gut aus«

Kontrovers diskutiert wurde die Frage, wie viel ein Autor im eigenen Genre lesen sollte. Für Markus Heitz eher ein Tabu: Er wolle sich den Kopf freihalten für die eigenen Werke. Auch Maja Ilisch erklärte: »Ich kann mich in Büchern einmauern. Ich lese sie äußerst selten.«

Dabei ist Lesen natürlich nicht gleich Lesen: Rechercheliteratur verschlinge sie durchaus, setzte Maja Ilisch hinzu.
»Ich finde es ganz wesentlich, dass man viel liest«, ergänzte Oliver Graute, »weil Lesen auch Wissen schafft.«

Ingrid Pointecker: »Es gehört eher die Begeisterung gefördert«

Autor ist kein fest umrissenes Berufsfeld — entsprechend gibt es auch keine vorgeschriebene Ausbildung, die man dafür durchlaufen muss. Ist das Vor- oder Nachteil? Schließlich ist Schreiben auch Handwerk. Oliver Graute bestätigte, handwerkliches Basiswissen sei notwendig, um mit den Konventionen brechen zu können. Zur Veranschaulichung nannte er Picasso: Dessen Weg zur abstrakt-vereinfachenden Darstellung habe zunächst über das Meistern des photorealistischen Zeichnens geführt.

Gerade in den USA sind Creative-Writing-Studiengänge weitaus gängiger als im deutschsprachigen Raum. Natalja Schmidt (Droemer Knaur) lieferte dazu eine Einschätzung aus dem Publikum: Handwerklich seien US-amerikanische Manuskripte tatsächlich häufig ausgereifter. Umgekehrt könne man aber mit geübtem Blick auch erkennen, aus welcher Schule ein Autor komme und welche Manierismen er sich angewöhnt habe.

Ingrid Pointecker zeigte sich skeptisch, was die verstärkte Schaffung solcher Strukturen anbelangt. Diese berge auch Risiken, etwa die Entstehung einer Art Zweiklassengesellschaft von Autoren. Zudem habe auch nicht jeder die Möglichkeit, studieren zu gehen. Die Verlegerin resümierte: »Es gehört von der Struktur her eher die Begeisterung gefördert.«
Ähnliche Gedanken kamen auch aus dem Publikum: Wer das Schreiben studiere, verfüge dann gewiss über das handwerkliche Know-How, aber das allein bringe ja noch nicht die Erfahrungen, die dann zu Geschichten werden könnten.

Markus Heitz: »Die Ideen, die in einem drin sind«

Kaum ein angesprochener Aspekt konnte wirklich erschöpfend diskutiert werden, in kaum einen Punkt waren sich alle Teilnehmer einig — außer vielleicht, dass mehr Nachwuchsförderung notwendig ist und großer Bedarf besteht. »Schreiben ist harte Arbeit«, merkte Ingrid Pointecker an, »und das muss beim Nachwuchs auch so ankommen.«

Wichtig fanden die Teilnehmer aber auf jeden Fall, eine eigene Stimme zu finden und eigene Geschichten zu erzählen. »Schreib erstmal, was du willst«, formulierte es Maja Ilisch, und auch Markus Heitz sagte, man müsse sich letztlich trauen, die eigenen Ideen zu schreiben: »Die Ideen, die in einem drin sind.«

7 Kommentare

  1. Vielen Dank für das tolle Protokoll! Dann habe ich doch nicht so dimmes Zeug geredet wie befürchtet …

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    • Du hast sogar außerordentlich tolle Sachen gesagt, fand ich!

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  2. Ich sehe zwei Dinge etwas kritisch. Das Kleinverlage Autoren aufbauen sehe ich aus meiner Erfahrung nicht. Eher im Gegenteil. Viele meiner Kollegen, die bei einem Kleinverlag sind, erfahren nur wenig Unterstützung. Man ist sehr auf sich alleine gestellt, es fehlen die Ressourcen. Und selbst wenn ein Verlag einen Autor mehr promoted als einen anderen (was manchmal auch für etwas böses Blut sorgt) dann ist dieser bald weg, sobald sich ein Erfolg einstellt. Denn die meisten möchten doch zu den großen Verlagen und nutzen kleine als Sprungbrett – was nicht ungewöhnlich ist, klar. Mir kam auch der Punkt zu kurz, was Verlage eigentlich tun können. Ein Paar bieten Seminare, die Phantastik Akademie, die Edition Oberkassel oder die Akademie Wolfenbüttel bieten einige Schreibkurse an. Und sonst? Wo sind denn die Talentschmieden der Verlage? Wo werden Jungautoren (unabhängig vom Alter) die Möglichkeiten geboten, zu lernen, wie man schreibt, wo wird man gefördert? Bastei Lübbe hatte so etwas mal, aber die Akademie ist dicht. Man jammer über die Qualität der Manuskripte – doch was tut man dagegen? Viele veranstalten Schreibwettbewerbe, um Talente zu finden, diese bekommen manchmal sogar ein Coaching, wie es bei Egmont Lyx aktuell der Fall war, aber das war es dann auch.
    Das man in der Schule bereits die Begeisterung für das Schreiben fördern sollte, ist klar. Aber ebenso wie beim Theater hinken wir hier weit hinterher. Das liegt sicher an der Akzeptanz der künstlerischen Berufe und der Ausbildung, die darauf ausgerichtet ist, Arbeitskräfte zu produzieren und keine Schriftsteller, Maler oder Schauspieler.
    Bei der Förderung ist noch viel Bedarf und ich sehe die Verlage hier ebenfalls in der Pflicht.

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    • Förderung ist ein zweischneidiges Schwert. Gerade, wenn man über den Bedarf hinaus fördert. Nur so als Gedankenanstoß. (Ja, die Frage des Bedarfs stelle ich mir auch bei den Schauspielschulen. Aber ebenso bei Kaufmenschen des Büromanagements.)

      Was die Verlage angeht, oder speziell Kleinverlage: Manchmal habe ich den Eindruck, dass junge* Schriftsteller die VÖ in einem Verlag überzeichnen und es als überhöhte Adelung ansehen. Keine Frage und völlig ohne Ironie: Jemanden davon zu überzeugen, Geld in einen zu stecken, gerade als Debüt, das idR. als Nullsummenspiel geplant wird (und das auch nur im Idealfall), verdient Anerkennung. Nur: Damit ist es gerade bei Kleinverlagen nicht getan. Da muss der Autor auch selbst mit ran, einfach weil die Ressourcen eben so knapp sind, wie Sie schon festgestellt haben. Da ist die Vertragsunterzeichnung nur die erste Hürde, nicht gleich die Lorbeeren.
      Aber auch bei den großen Verlagen oder sagen wir, größeren Kleinverlagen, muss man als Autor mit ran. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir ja nicht in einem luftleeren Raum leben. Die Autorenförderung gibt es, mal mehr, mal weniger, und auch Autoren vernetzen sich untereinander, tauschen sich aus, wachsen an- und miteinander wie es bspw. im Tintenzirkel der Fall ist. Das Grundniveau an Professionalität ist einfach schon hoch, und auch die unverlangten Manuskripte werden im Durchschnitt, denke ich, auch immer besser. Da kann man sich als Autor dann halt nicht mehr nur auf seinem Können ausruhen. Um sich von der Masse abzuheben, muss dann mehr Einsatz her.
      Ich will nicht ausschließen, dass es immer noch die Einsiedler-Autoren gibt, die ein Nobelpreis verdächtiges Manuskript als ersten Wurf produzieren, und dass sich dann von allein wie geschnitten Brot verkauft (was ja auch nochmal zwei Paar Schuhe sind) und der Autor sich dann einfach zurücklehnen kann (oder sich vielmehr ins nächste Manuskript vergräbt). Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass das auf das Gros des Nachwuchses zutrifft. Was ich damit sagen will: Förderung führt zu Professionalisierung führt zu stärkerer Konkurrenz führt zu einem höheren Druck, sich hervor zu heben und damit dann auch dazu, dass man als Autor Dinge tun muss, die mit dem Schreiben an sich gar nichts mehr zu tun haben.

      *Jung im Sinne der Schreiberfahrung, nicht unbedingt aufs Alter bezogen.

      —-

      Aber zum eigentlichen Bericht: Wieder sehr schön, Danke. 😀

      Hinzufügen möchte ich noch, dass ich nicht nur die Begeisterung für das Schreiben/ die Geschichten als solches/ solche für essentiell halte, auch der Wille zu lernen und zu wachsen, muss vorhanden sein. Markus Heitz hat es ja auch indirekt gesagt. („Lernen kannst du immer etwas.“) Ob das aber nun unbedingt in Wolfenbüttel, Oberkassel, Heidelberg oder Leipzig sein muss, ob es ein Autorenforum ist oder doch eher der persönliche Coach oder nur ein Ratgeber von Hans Peter Roentgen oder Sol Stein — kommt ganz auf den Autor drauf an.
      Schlimmer noch: Mehr als anderswo gibt es beim Schreiben kein absolut Richtig oder Falsch. Es gibt vll. Konventionen, auf die man sich geeinigt hat (Infodump ist böse, nicht wahr, Herr Tolkien), erfolgreich sein kann man aber trotzdem. Man kann auch schlecht sein (hallo, Herr Eggers) oder völlig uninspiriert (I see what you did there, Frau Hegemann). Wenn es einen Nerv mit großer Kaufkraft trifft, kommt der Bäcker gar nicht mehr hinterher. Insofern gehört es zur Förderung auch dazu, dass der Autor für sich erkennt, was er braucht und womit er am besten lernt. Ich glaube, mehr als verschiedene Formate anbieten, kann man nicht. (Ich denke, dass die Bastei Lübbe Akademie auch deswegen einging, weil das Format mit Wolfenbüttel bis Leipzig schon gut vertreten ist und weil es immer den unangenehmen Anstrich hatte, auf eigenen Bedarf hin zu schulen.)
      Was es vielmehr braucht, glaube ich, ist eine zentrale Anlaufstelle, die über grundlegende Dinge aufklärt wie der Buchmarkt als solches überhaupt funktioniert, sehr gerne aus verschiedenen Perspektiven, ohne allzu viel persönliches Mimimi (Ohne uns Autoren hättet ihr nix zu verlegen! — Ohne uns Verleger hättet ihr nix zu beißen!), wie man nicht nur professionell schreibt sondern sich auch souverän unter Geschäftsleuten bewegt, die dennoch alle derselbe Idealismus antreibt — und wie man eben den eigenen Idealismus, die eigene Stimme unter allen anderen nicht verliert.
      Auf der Seite der Soft Skills, sozusagen, sehe ich eher noch Bildungsbedarf und weniger beim Urschleim des Handwerks.

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      • Danke für eure Kommentare!

        @Michael: Ich denke, was die Förderung durch Kleinverlage betrifft, hängt das sehr vom Verlag ab. Ressourcenmangel ist da auf jeden Fall ein Thema und kann einschränkend wirken, ich habe aber auch schon erlebt, dass dafür das menschliche Engagement im Kleinverlag sehr ausgeprägt ist.
        Aber klar, selbst wo sich Kleinverlage auf die Fahnen schreiben, ihre Autoren zu fördern und mit ihnen wirklich intensiv zu arbeiten, ist das letztlich eher eine individuelle, punktuelle Angelegenheit als ein fester struktureller Rahmen. Wo es allerdings geschieht, können die Kleinverlage ja letztlich auch durchaus auf eine gewisse Treue ihrer so aufgebauten Autoren zählen – und ich meine, es wurde auch in einem der Panels thematisiert, dass Kleinverlage ja auch davon profitieren (können), wenn ihre Autoren den Sprung in den Publikumsverlag schaffen.

        Aber insgesamt stimme ich auf jeden Fall zu, dass es an zugänglichen und qualitativ wertigen Angeboten fehlt. Dass Verlage mehr tun könnten, steht außer Frage, nur in welchem Rahmen? Hinter den Kulissen (sprich z.B. im Lektoratsprozess nach unterzeichnetem Vertrag) geschieht mE bereits einiges (ich habe ein Lektorat in einem Publikumsverlag mitgemacht und das Gefühl, dass es mich handwerklich enorm weitergebracht hat) – aber ein Stück weit beißt sich die Katze da natürlich in den Schwanz, weil man, um einen Vertrag zu bekommen, ja auch nicht mehr ganz bei Null stehen sollte.

        Ansonsten finde ich eben auch noch den von Zit angesprochenen Gedanken sehr wichtig, dass sehr viel Informations- und Aufklärungsbedarf jenseits des Handwerklichen besteht, bezogen auf die Mechanismen des Buchmarkts, Formalien, Vertragsfragen. Das wiederum ist aber ein Punkt, den ich auch nicht mehr so stark in Verantwortung der Verlage sehe, sondern doch wieder eher bei unabhängigen Institutionen/Akteuren.

        @Zit: Die Gedankenkette »Mehr Förderung → mehr Professionalisierung → mehr Druck« finde ich echt interessant, in die Richtung hatte ich noch gar nicht gedacht, aber es stimmt natürlich auch.

        Und ja, der Wille zum Lernen muss da sein, das sehe ich auch so. Ich glaube, der Wunsch, sich weiterzuentwickeln, ist der allerbeste Antrieb, auch für die Offenheit, Impulse von außen anzunehmen, sei es jetzt bei einem Schreibseminar oder schon im Lektoratsprozess.

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        • Man könnte den Druck natürlich auch rausnehmen, indem mehr Programmplätze für Debütanten geschaffen werden bzw. es allgemein mehr Programmplätze gibt. Aber letztlich wissen wir alle, dass die Branche auf der Angebotsseite extrem breit und extrem tief aufgestellt ist und es auf der Seite der Nachfrage zum Teil als unübersichtlich oder überladen empfunden wird. Ich bin mir nicht sicher, ob noch genug Nachfrage vorhanden ist, um mehr Programmplätze auffangen zu können oder ob wir uns, wenn allgemein mehr verlegt wird, irgendwann alle gegenseitig kannibalisieren, weil die Masse der Nachfrager nicht signifikant größer wird. Zumal diese, mehr oder weniger, fixe Masse irgendwann Zeit und/ oder Geld ausgeht, um ihrerseits ihr fehlendes Wachstum auszugleichen.
          Gab es denn Gespräche beim Branchentreffen zum Thema „Gesättigter Markt/ Grenzen des Markts“? *Kinn kratzt*

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          • Hm, ja, interessanter Gedanke, aber ich denke, was Nachwuchsförderung betrifft, würde das zunächst auch nur Symptome statt Ursache bekämpfen. Mehr Programmplätze würden aus meiner Sicht nur Sinn ergeben, wenn sie einhergehen mit einer gezielteren engen Zusammenarbeit von Verlagen und Nachwuchsautoren. Läuft es hingegen darauf hinaus, dass Nachwuchs als »One-Hit-Phänomen« verheizt wird und dann die nächsten auf die Programmplätze drängen, würde es meiner Meinung nach wenig bringen. Also ja, ich denke schon, dass mehr Programmplätze eine Möglichkeit sind, den Nachwuchs zu fördern und Debütanten mehr Chancen zu geben, aber das darf dann keine isolierte Maßnahme sein.

            »Gesättigter Markt/Grenzen des Markts«: Total spannendes Thema. Soweit ich weiß, gab es dazu aber keine entsprechenden Diskussionen, jedenfalls hab ich sie nicht mitbekommen. Auch z.B. im Abschlusspanel, wo es um die Zukunft der deutschen Phantastik ging, spielte dieser Aspekt überhaupt keine Rolle.

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