Meine große Sinnkrise im vergangenen Jahr hatte ein Kernelement: Ich glaubte zu viele Geschichten, die ich mir über mich selbst erzählte. Sie verloren erst an Macht, als ich mich an die Wahrheit erinnerte. Damit ich die nicht noch einmal vergesse, probiere ich in diesem Jahr vor allem eines: gute Dinge präsent haben.

Die ersten zwei Monate des neuen Jahres sind vorbei, und meine gewählte Strategie funktioniert bis jetzt gut. Dabei ist sie recht banal. Ich versuche nämlich einfach, bestimmte Dinge präsenter zu haben. Dazu gehören einerseits meine Ziele, die ich regelmäßig überprüfe und bei Bedarf anpasse (aber das ist einen eigenen Blogpost wert). Und andererseits gehören dazu gute Dinge.

Was sind gute Dinge ‒ jetzt mal abgesehen von Plüschlamas und heißer Schokolade? Das ist natürlich letztlich Definitionssache. Ich habe beschlossen, darunter für mich mehrerlei zu fassen:

  1. Kleinigkeiten im Alltag, die mir Freude bereiten oder mich richtig glücklich machen.
  2. Positives Feedback zu meinem Schreiben ‒ und meiner geleisteten Arbeit.
  3. Konkrete Erfolge, also Dinge, die ich aus eigener Kraft geleistet habe und auf die ich stolz sein darf.
  4. Noch mehr Plüschlamas und heiße Schokolade.

Letztendlich gibt es da natürlich Überschneidungen, aber das ist nicht weiter schlimm. Ich möchte euch ein paar Möglichkeiten vorstellen, gute Dinge festzuhalten, und ein paar Worte dazu sagen, wieso mir das so hilft.

Variante #1: Die Farbmarkierung im Bullet Journal

Eine Auswahl bunter Textmarker auf einer dunklen TischplatteWie ich mein Bullet Journal organisiere, habe ich ja schon ein paar Mal erwähnt, deswegen an dieser Stelle nur so viel: Ich notiere »gute Dinge« in meiner Tagesübersicht und verpasse ihnen mit einem Textmarker einen eigenen Farbcode. Nach intensiven Berechnungen, monatelanger Literaturrecherche und der Auswertung repräsentativer Studien habe ich mich für Lila entschieden. (Ja, okay. Es war die einzige Markerfarbe, die ich noch nicht für etwas anderes benutzte).

Da ich mein Bullet Journal regelmäßig im Einsatz habe, sehe ich dort auf einen Blick die lila Markierungen in den Tagesübersichten. Ich kann damit leicht nachvollziehen, wann etwas Schönes passiert ist. Das können ganz banale Sachen sein. Etwa, dass ich auf das neue Album einer Lieblingssängerin gestoßen bin oder dass ich Freude am Schreiben hatte. Und es tut gut, am Ende einer Woche den Blick schweifen zu lassen und zu sehen, dass es bei jedem Tag mindestens eine lila Markierung gibt.

Das Ganze funktioniert natürlich auch ohne Bullet Journal in einem stinknormalen Kalender. Und erstaunlicherweise sogar mit anderen Farben als Lila!

Variante #2: Die Liste im Bullet Journal

Aufgeschlagenes Notizbuch mit Pflanzen und PolaroidfotosBullet Journals sind das Refugium ansonsten heimatloser Listen, die hier einem tristen Dasein auf herumfliegenden Schmierblättern entgehen. Es gibt tatsächlich Blogeinträge, die einem zwischen fünfzig und hundert Ideen für Bullet Journal-Listen nahebringen, und in meinem ersten BuJo hätte ich sie am liebsten alle ausprobiert. Mittlerweile führe ich nur noch eine Handvoll (dazu in einem kommenden Beitrag mehr). Eine davon ist meine Erfolgsliste.

Hier notiere ich nicht Dinge, die mir passieren, sondern Dinge, die ich selbst leiste. Ich habe einen Roman fertiggeschrieben, einen Auftrag fristgerecht abgegeben, etwas getan, das Mut und Disziplin erfordert? Dann schreibe ich das hier auf. Ich neige nämlich dazu, diese Dinge schnell wieder zu vergessen ‒ und dann hilft es, sie nicht nur isoliert, sondern in einer Liste nachlesen zu können.

Natürlich braucht man auch hierfür nicht unbedingt ein Bullet Journal. Ein Textdokument am Rechner oder ein Notizbuch tun es auch.

Variante #3: Die Aufzeichnungen im Notizbuch

Das bringt mich zur dritten Möglichkeit. Sie ist auf den ersten Blick vor allem für Autoren interessant: Das Festhalten von positivem Feedback, Lob, Begeisterung. Aber das bekommen wir letztendlich alle für die Dinge, die wir so tun, es muss dabei ja nicht ums Schreiben gehen.

Ich nutze dafür ein wunderschönes Notizbuch. Erhalte ich eine Rückmeldung zu meinem Schreiben (oder meiner Arbeit), die mir so richtig den Tag versüßt, kommen Büchlein und Füllfederhalter zum Einsatz. Ich schreibe mir wortwörtlich und in Schönschrift die entsprechende Meldung ab ‒ entweder komplett oder den Auszug, der mich am meisten berührt. Manchmal sind das Rezensionen, oft aber einfach persönliche Nachrichten.

Ich habe letztes Jahr damit angefangen, neulich ein bisschen geblättert und festgestellt: Wow. Da gibt es Dinge, die ich glatt vergessen hatte! Hätte ich die nicht »zentral« in meinem Notizbuch gesammelt, hätte ich mich womöglich auch gar nicht mehr daran erinnert, obwohl ich die entsprechenden Mails oder Facebooknachrichten meist noch irgendwo gespeichert habe.

Es muss natürlich nicht handschriftlich sein. Man sich auch Dinge ausdrucken und zusammenheften ‒ oder ein entsprechendes Dokument auf dem Rechner anlegen. Für mich persönlich funktioniert das Notizbuch am besten, weil ich das eben auch immer mal wieder in die Hand nehme und vor allem beim Aufschreiben noch einmal verinnerliche, was da Schönes gesagt worden ist.

Gute Dinge präsent haben ‒ aber warum eigentlich?

Wir vergessen ziemlich viel. Bei allem, was an einem Tag so auf uns einstürmt, ist das normal. Und auch, wenn mir bestimmte Dinge gut im Gedächtnis bleiben, hilft es mir, sie noch einmal übersichtlich festzuhalten und zu sammeln. Gerade für schlechte Tage, an denen das Erinnern von allein eben nicht funktioniert, weil alles von dem Gefühl überlappt wird, alles sei doof und vor allem schon immer doof gewesen. Gegen Trübsinn, schlechte Erfahrungen und akute Selbstzweifel hilft es dann, wenn man sich in eine Sammlung guter Dinge flüchten kann wie in ein Museum bei Schlechtwetter.

Es gibt natürlich noch zahlreiche andere Möglichkeiten, gute Dinge zu kategorisieren oder festzuhalten. In diesem Blogartikel wird zum Beispiel das Konzept »Lucky Jar« vorgestellt, wo schöne Momente einfach auf bunten Zetteln notiert und in einem Glasbehälter gesammelt werden.

Wie handhabt ihr das eigentlich? Was fasst ihr unter »gute Dinge« und welche Möglichkeiten nutzt ihr, sie für euch festzuhalten?

 

 


Bilder: homecare119 | rawpixel | kropekk_pl | Pixabay

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